Das staatliche Gesundheitssystem in Großbritannien und Nordirland (NHS: National Health Service) sieht drei grundsätzliche Hebel, die Emissionen aus der Lieferkette zu reduzieren:
- Effizientere Verwendung von Produkten und Dienstleistungen
- Kohlenstoffarme Substitutionen und Produktinnovationen
- Sicherstellung, dass die Lieferanten ihre eigenen Prozesse dekarbonisieren
Der wichtigste Ansatzpunkt ist die Interaktion mit den Lieferanten. Das gelingt durch die Implementierung entsprechender Kriterien bei der Auswahl ihrer Produkte und der Lieferanten selbst. Nachhaltigkeit wird in allen Vergabeentscheidungen verankert und dafür ein Rating der Nachhaltigkeitsperformance der Lieferanten genutzt. Grundlage für die Bewertung sind Selbstauskünfte, Informationen von Nachhaltigkeitsplattformen sowie risikobasierte Vor-Ort-Checks. Die wesentlichen Maßnahmen bestehen darin, die eigene Nachhaltigkeitsstrategie an Lieferanten zu kommunizieren und die Nachhaltigkeitsanforderungen in Verträgen zu verankern. So gelingt es, Lieferanten zu qualifizieren und zu sensibilisieren. Lieferanten sollten dem Einkäufer ihre CO2-Bilanzierung offen legen. Besonders hohe Emittenten können aufgefordert werden, wissenschaftlich fundierte Emissionsminderungsziele festzulegen. Idealerweise bringen sich Gesundheitseinrichtungen bei ihren wichtigsten Lieferanten schon im Designprozess ein, indem sie Anforderungen an die Wiederaufbereitbarkeit oder Recyclingfähigkeit definieren. Bei der Produktion sollte der Lieferant auf Ökostrom und energieeffiziente Anlagen setzen. Im Rahmen des Lieferprozesses ist eine klimafreundliche Fahrzeugflotte und ein nachhaltiges Auslieferungskonzept wichtig. Auf Grundlage dieser Transparenz können gemeinsame CO2-Reduktionsziele erarbeitet und überwacht werden. Der NHS tut dies für über 500 Lieferanten in seinem Lieferantenprogramm „NHS Supplier Engagement Programme“. Beispielsweise konnten viele Einwegprodukte aufbereitet und wiederverwendet werden. Dadurch wurde nicht nur der Fußabdruck reduziert, sondern sogar Kosten gespart. Bei den Substitutionen können biobasierte Polymere zu erheblichen Einsparungen führen. Es werden bevorzugt Verträge mit Lieferanten geschlossen, die ihre Produktverpackungen reduzieren und emissionsärmer gestalten. Der NHS hat sein Ziel in Sachen Dekarbonisierung bereits klar formuliert: Bis 2030 will der NHS nicht mehr bei Lieferanten einkaufen, die deren Verpflichtung zur Klimaneutralität nicht erfüllen.