- Warum ist das Thema Gebäude und Außenanlagen wichtig?
- Welche Herausforderungen gibt es im Handlungsfeld Gebäude und Außenanlagen?
- Sanierung von Bestandsimmobilien
- Womit kann ich beim Bestandsbau direkt anfangen?
- Neubau einer Gesundheitsimmobilie
- Womit kann ich beim Neubau einer Gesundheitsimmobilie direkt anfangen?
- Außenanlagen
- Co-Benefits
- Best Practice Beispiele für Gebäude und Außenanlagen
- Materialien und Link-Tipps
- Ihre Projekte
- Ansprechpartner:in
10 % der Treibhausgasemissionen des Gesundheitssektors stammen aus dem Handlungsfeld „Gebäude und Außenanlagen“.
„Wer hohe Türme bauen will, muss lange beim Fundament verweilen.“
(Anton Bruckner, Komponist, 1824-1896)
Warum ist das Thema Gebäude und Außenanlagen wichtig?
Die Gebäude des Gesundheitswesens sind aufgrund ihres Energieverbrauchs für ungefähr 10 % der Treibhausgasemissionen innerhalb des Systems verantwortlich. Daher müssen sie einen signifikanten Wandel durchlaufen, um das Erreichen der Klimaneutralität gemäß der Pariser Klimaziele zu ermöglichen. Zudem spielen die Immobilien der Gesundheitswirtschaft eine wichtige Rolle für die Klimaresilienz des Gesundheitswesens. So sollten sie beispielsweise auf sommerliche Hitzewellen und Starkregen vorbereitet sein, anstatt bei Extremwetterlagen (nahezu) betriebsunfähig zu werden.
Neben dem Ziel der Klimaneutralität sollte demnach auch die Klimaresilienz der Gebäude für den Schutz von Patient:innen und Mitarbeitenden auf der Agenda stehen.
Welche Herausforderungen gibt es im Handlungsfeld Gebäude und Außenanlagen?
Grundsätzlich stellen Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen aufgrund der komplexen Funktionalität und einer zu gewährleistenden Versorgungssicherheit eine architektonische und bauliche Herausforderung dar. Es besteht aufgrund der Versorgungsaufgabe ein sehr hoher Bedarf an Energie, Trink- und Heizwasser, Kälte und Dampf sowie elektrische Energie zum Betrieb von raumlufttechnischen Anlagen, Beleuchtung und einer Vielzahl technischer Geräte. Klimaneutralität ist nur dann erreichbar, wenn alle Bereiche einer Gesundheitseinrichtung betrachtet werden und der gesamte Lebenszyklus der Bauten berücksichtigt wird.
Des Weiteren muss man, insbesondere im städtischen Umfeld, den städtebaulichen Gesamtkontext mit Problemen wie versiegelten Flächen, mangelnder Durchlüftung und der Gefahr von „Hitzeinsel“-Effekten berücksichtigen. Für die Klimaneutralität und -resilienz wird zwischen der Sanierung bestehender Gebäude und der Planung von Neubauten unterschieden.
Sanierung von Bestandsimmobilien
Die Mehrzahl der Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen wird auch künftig mit den bestehenden Baukörpern arbeiten müssen. Diese Bestandsgebäude sind oft unter gänzlich anderen Prämissen geplant worden und genügen den heutigen Anforderungen der Energieeffizienz in keiner Weise. Hinzu kommen Aspekte wie Denkmalschutz und weitere Auflagen, die es den Entscheider:innen erschweren, klimaschützende Maßnahmen umzusetzen.
Des Weiteren gibt es ein großes Problem für Maßnahmen wie die Fassadensanierung. Dabei handelt es sich betriebswirtschaftlich in der Regel um finanziellen Aufwand und ist deshalb nicht mit pauschalen Fördermitteln finanzierbar. Individuelle Absprachen mit der Krankenhausplanung und den Fördermittelgeber:innen sind daher unabdingbar.
Womit kann ich beim Bestandsbau direkt anfangen?
- Energieoptimierung durch
- Fassadendämmung
- Beachtung der bereits hohen Anforderungen zum Wärmeeintrag und Isolierung
- Photovoltaikanlage in Kombination mit Dachbegrünung
- Optimierung der Gebäudeleittechnik: Etablierung von Messpunkten für ein regelmäßiges Monitoring des Energieverbrauchs
- Entsiegelung von Flächen
- Umsetzung des Schwammstadtmodels: Regenwasser möglichst lange auf dem Gelände halten oder sammeln
- Fassadenbegrünung (auch über Sekundärstrukturen möglich)
- Natürliche Verschattung und biodiverse Bepflanzung zur Unterstützung der Hitzeresilienz
- Folierung von Fenstern
- Falls Klimaanlagen nicht vermeidbar sind: Anschluss neuer Klimaanlagen an zentrale Kältesysteme, wenn möglich
- wenn möglich: Vermeiden von dezentralen Splitanlagen aufgrund von niedriger Effizienz
- Schulung der Mitarbeitenden über klimafreundliches Verhalten im Bestandsbau (richtiges Lüften, Verschatten, Heizen etc.)
Neubau einer Gesundheitsimmobilie
Der Vorteil beim Neubau einer Immobilie liegt darin, dass Klimaneutralität und -resilienz von Anfang an eingeplant werden können. Dies ist deutlich einfacher, als in einer insuffizienten Bestandsimmobilie nachträglich Verbesserungen zu implementieren.
Bundeseinheitliche Handlungsvorgaben gibt es leider nur bedingt, allgemeine Bestimmungen finden sich jedoch in den Krankenhausbauverordnungen; die hat aber nicht jedes Bundesland. Verbindliche Vorgaben auf Bundesebene sind beispielsweise das Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz und das Gebäudeenergie-Gesetz. Es ist zu erwarten, dass zukünftig weitere Regelungen festgesetzt werden, die sich mit dem Verhalten bei Konfrontation mit den Auswirkungen des Klimawandels befassen. Bislang fehlen diese jedoch, beispielsweise bezüglich der Frage, bis zu welchen Raumtemperaturen die Nutzung von Krankenhäusern für Patient:innen und Mitarbeitende als sicher angesehen werden darf. Eine zentrale Frage bei Neubauten ist auch, wie man durch die Art und Weise des Bauens die Gesundheit und Genesung der Patient:innen fördern kann. Dabei spielen, neben den bereits erwähnten städtebaulichen Aspekten, die Struktur und Ordnung der Gebäude, die Gestaltung der Arbeitsumgebung, sowie Material und Ausdruck eine wichtige Rolle.
Womit kann ich beim Neubau einer Gesundheitsimmobilie direkt anfangen?
- Neubau in Passivhausbauweise mit Installation von Wärmepumpen, Photovoltaikanlage, Dämmung und Isolierung
- Begrünung der Außenanlagen, um Hitzeinseln zu vermeiden, das Wohlbefinden zu steigern und die Luftqualität zu verbessern
- Regenwasserbewirtschaftung (möglichst wenig Versiegelung, möglichst viel Regenwasserrückhalt, Schwammstadtmodell)
- Hochwasserschutz
- Steigerung der Hitzeresilienz durch effizienten Sonnenschutz, individuelle Frischluftzufuhr zum Querlüften, Begrünung von Außenflächen, Dachflächen und Fassaden sowie durch natürliche Verschattungen
- Beachten der Umweltverträglichkeit und Unterstützung von Biodiversität
- Effiziente Wassernutzung durch z.B. Grauwasseranlagen (siehe Handlungsfeld Wasser)
- Bewusste Materialauswahl: Cradle-to cradle-Prinzip, Beachtung des CO2-Fußabdrucks der Baumaterialien, modulare Holzbauweise, rezirkulierter Beton, Kühldecken
Außenanlagen
Die Entsiegelung von Flächen und deren Renaturierung, entsprechend dem Schwammstadtmodel, ist auch für Gesundheitseinrichtungen eine Möglichkeit, ihr Außengelände sinnvoll zu nutzen. Dadurch können das direkte Klima der Region und langfristig auch die klimatischen Bedingungen mitgestaltet werden. Überschwemmungen nach Starkregen sowie die Gefährdung der Infrastruktur durch Unterspülung von Straßen sollen und können hiermit vermieden werden.
Die Gestaltung des Außengeländes von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen nimmt nachweislich Einfluss auf das Wohlbefinden von Mitarbeitenden und Patient:innen und kann deren Genesungsprozess positiv beeinflussen.
Gleichzeitig hilft eine Begrünung dabei, Hitzeinseln zu vermeiden und die Feinstaubbelastung zu senken. Dadurch wirken sie dem klimawandelbedingten Temperaturanstieg und der Luftverschmutzung entgegen und erleichtern eine Adaptation an ebendiese Phänomene.
Des Weiteren können Grünanlagen mit einer ausgewogenen Pflanzenvielfalt, nachhaltiger Pflege und einer Vermeidung von Pestiziden einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Biodiversität leisten.
Co-Benefits
Gebäudesanierung und Energieeffizienz reduzieren nicht nur Energiekosten, sondern steigern auch das Wohlbefinden sowie die Genesung der Patient:innen und fördern ein positives Image der Einrichtung.
Entsiegelung im Bereich der Außenanlagen schützt bei Starkregen vor Überschwemmungen und beugt durch Verdunstung der Bildung von Hitzeinseln vor.
Best Practice Beispiele für Gebäude und Außenanlagen
Folierung der Fenster – Evangelisches Krankenhaus Hubertus Berlin
Es wurde eine Folierung der Fenster in Gebäudeteilen durchgeführt, bei Patient:innen-Zimmern, die starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Verwendet wurde eine Sonnenschutzfolie zur Reduktion der Sonneneinstrahlung und der damit verbundenen Wärme in den Räumen. Insgesamt wurde eine Fläche von 45 qm beklebt. Eine ausführlichere Bericherstattung kann über den Verband diakonischer Dienstgeber in Deutschland sowie das Verzeichnis der Bibliomed-Pflege nachgelesen werden.
Wildblumenwiese – Niels-Stensen-Kliniken
Anlegen von Wildblumenwiesen auf freien Flächen mehrerer Klinikgelände des Verbunds als Maßnahme zum Schutz der Biodiversität. Weiterführende Informationen befinden sich in der KLIK-Datenbank.
Ganzheitliche Gebäudesanierung – Kreiskrankenhaus Mühlacker
Im Krankenhaus Mühlacker wurde eine ganzheitliche Gebäudesanierung durchgeführt, mit dem Ziel Energieverbräuche und -kosten zu reduzieren. Genaue Kennzahlen und Berichterstattung finden Sie über den Energieatlas-BW.de.
Materialien und Link-Tipps
- Grünanlagen als Beitrag zur Genesung: Green in elderly care | studenttheses.uu.nl)
- Weitere Informationen über das Verständnis von „Healing Architecture“ (Heilende Architektur | Wikipedia) sind zu finden auf den Seiten des European Network Architecture for Health | enah.eu und des Netzswerks für Global Green & Healthy Hospitals (GGHH): Buildings Guidance Document.
- Gute Hinweise zur Planung einer Krankenhausimmobilie liefert die „Green Hospital“ Studie (Green Hospital | GHA | German Health Alliance).
- Des Weiteren hat die „Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V“ Publikationen erstellt, die eine hilfreiche Unterstützung bei der Umsetzung sind und kostenlos zur Verfügung stehen.
Ihre Projekte
Haben Sie zusätzliche Vorschläge, Kommentare oder gute Best-Practice-Beispiele?
Wir freuen uns über Ihre Anregungen, um unsere Arbeitsbereiche kontinuierlich zu optimieren. Kontaktieren Sie uns hierzu gerne unter info@klimeg.de.
Ansprechpartner:in
Dr. med. Matthias Albrecht, MBA
Ihr Ansprechpartner für das Thema Gebäude und Außenanlagen