Handlungsfeld Abfall und Recycling

Warum ist das Handlungsfeld Abfall wichtig?

Gesetzesgrundlage und Richtlinien

Das deutsche Abfallrecht bildet die gesetzliche Grundlage für das Infektionsschutz-, Arbeitsschutz-, Chemikalien- und Gefahrgutrecht. Der gesetzliche Rahmen wird in der Mitteilung 18 der LAGA (LAGA – Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Abfall) bundesweit beschrieben.

Der § 6 Abs. 1 des bundesweiten Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) regelt Maßnahmen der Abfallbewirtschaftung mit folgender Rangfolge:

  1. Vermeidung
  2. Vorbereitung zur Wiederverwendung
  3. Recycling
  4. Sonstige Verwertung
    (insbesondere energetische Verwertung und Verfüllung)
  5. Beseitigung

Welche Herausforderungen gibt es im Handlungsfeld Abfall?

Gemäß dem deutschen Abfallrecht sind in Gesundheitseinrichtungen drei Themenbereiche besonders zu beachten:

  1. Abfallvermeidung
  2. Abfalltrennung und Recycling
  3. Umweltverträgliche Entsorgung

1. Abfallvermeidung

2. Abfalltrennung und Recycling

Als Recycling wird in diesem Kontext das Sammeln und Trennen von wiederverwendbaren Materialien als Ressourcen für die Herstellung neuer Produkte verstanden. Die Nutzung von recycelten Produkten finden Sie im Handlungsfeld Lieferkette, Beschaffung und Kreislaufwirtschaft.

Die Abfalltrennung wird in vielen deutschen Haushalten akribisch betrieben, in Einrichtungen des Gesundheitswesens dagegen oft nur ungenügend. Hier scheitert sie meist an niedrigen Hürden, wie beispielsweise dem fehlenden Platz für eine dezentrale Trennlogistik. Architektonisch bieten Bestandsbauten oft keine Möglichkeit für das Aufstellen verschiedener Abfallbehälter und auch bei Neubauten wird dies meist ungenügend eingeplant. Eine Beispielsituation ist der Verbandswechsel in Patient:innen-Zimmern, wo das konsequente Trennen verschiedener Abfallarten für die Mitarbeitenden eine logistische Herausforderung darstellt. Ähnliche Situationen spielen sich tagtäglich im OP-Bereich und auf der Intensivstationen ab, wo deutlich größere Mengen an Umverpackungen und Einwegprodukten pro Patient:in anfallen. Sowohl aus Zeit-, als auch aus Platzgründen wird der Abfall hier oft gar nicht getrennt, da der logistische Aufwand schlichtweg zu hoch ist und die Möglichkeiten stark begrenzt sind. Um eine praktikable Lösung für alle Beteiligten zu finden, muss das Personal daher in Entscheidungen rund um Abfalltrennung und Recycling miteinbezogen werden.

Ein aktueller, positiver Trend ist im Gegensatz dazu die Wiederaufbereitung von (oftmals teuren) Einwegartikeln, beispielsweise von Ablationskathetern in der invasiven Kardiologie. Die benutzten Produkte werden in speziellen Behältern gesammelt und regelmäßig von den Aufbereitungsfirmen abgeholt. Ungelöst ist bislang das Problem bei gleichzeitiger Nutzung von Artikeln verschiedener Hersteller:innen. Da jedes Unternehmen eigene Sammelbehälter verwendet, führt auch dies rasch zu einer logistischen Überforderung in den Funktions- und OP-Bereichen.

3. Umweltverträgliche Entsorgung

Fakt ist: Nicht alle Abfälle können vermieden werden. Daher ist ein richtiges Abfallmanagement im Gesundheitswesen sehr bedeutend und sollte die folgenden Maßnahmen fokussieren:

  • Ressourcenschonend agieren
  • Wenig(er) Rohstoffe verbrauchen
  • Wertstoffe zurückzugewinnen
  • Abfälle umweltgerecht entsorgen

Abfälle von Gesundheitseinrichtungen bestehen einerseits aus haushaltsähnlichem Müll, andererseits beinhalten sie zahlreiche spezifische Stoffe, Materialien, Gegenstände und Flüssigkeiten. Sie enthalten unproblematische Anteile wie einfache Servietten, Papier oder Glasflaschen, aber auch Desinfektionsmittelbehälter, Kanülen, Medikamentenreste oder veraltete Medizingeräte, die einer besonderen Entsorgung bedürfen.

Das Europäische Abfallverzeichnis (AVV) unterscheidet Abfälle der humanmedizinischen Versorgung nach Herkunftsbereichen und teilt sie nach Art, Beschaffenheit, Zusammensetzung und Menge in Kategorien ein, wie beispielsweise:

  • Spitze oder scharfe Gegenstände
  • Körperteile und Organe
  • Infektiöse Abfälle
  • Mit Blut, Sekret und Exkret verunreinigte Abfälle
  • Chemikalien
  • Zytostatikaabfälle und andere Arzneimittel

Eine umweltfreundliche Entsorgung im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes setzt voraus, dass alle Logistikketten und -kreisläufe ganzheitlich betrachtet werden. Dies bedeutet, dass jede Stufe des Prozesses – von der Beschaffung über die Nutzung bis hin zur Entsorgung – so gestaltet sein sollte, dass Abfälle vermieden oder wiederverwertet werden können (siehe Handlungsfeld Lieferkette, Beschaffung und Kreislaufwirtschaft). Um dies zu erreichen, sollten Gesundheitseinrichtungen nachhaltige Maßnahmen ergreifen, wie beispielsweise die Einführung von Zertifizierungssystemen und spezifischen Entsorgungskonzepten für ein effektives Stoffstrommanagement.
(Siehe VDI 5800 Blatt 1 „Nachhaltigkeit in Bau und Betrieb von Krankenhäusern – Grundlagen“).

Die Umsetzung dieses Entsorgungskonzepts erfordert verschiedene Maßnahmen: Allem voran wird eine optimierte Logistik benötigt, die gekennzeichnete, getrennte Sammelbehälter zur Verfügung stellt, welche gemäß dem Abfallaufkommen ausgewählt und gestaltet werden. Hierfür kann eine vorhergehende Erfassung der Abfallmengen und des Entsorgungsrhythmus hilfreich sein. Des Weiteren senkt eine stoffspezifische Zählung und Nutzung von Rücknahme- und Recyclingoptionen den Ressourcenverbrauch. Dies lässt sich beispielsweise für Wertstofffraktionen, Druckerpatronen und Toner, Elektro-Altgeräte, Pumpen, Batterien und Holzfraktionen etablieren.

Womit kann ich direkt anfangen?

  • Einführung von Mülltrennsystemen: Deutliche Kennzeichnung der Abfallbehälter mithilfe verschiedener Farben und Größen, um die Trennung der Abfallarten zu erleichtern.
  • Verwendung von Mehrwegprodukten: In einigen Bereichen, z.B. bei Schutzbekleidung oder in der Cafeteria, kann die Umstellung von Einweg- auf Mehrwegprodukte sehr einfach und praktikabel sein.
  • Bevorzugung von Großgebinden und Nachfülloptionen, z. B. bei Putzmittel
  • Prozessoptimierung: Nutzen Sie das nächste Team-Meeting, um sich gemeinsam mit Ihren Kolleg:innen die Prozesse zur Abfallvermeidung anzusehen. Ihnen werden sicherlich einige Abläufe auffallen, durch deren effizentere Gestaltung Ressourcen eingespart werden können.

Best Practice Beispiele für das Handlungsfeld Abfall und Reycling

Abfallvermeidung bedeutet, die eigenen Veranstaltungen ökologisch und nachhaltig auszurichten. „G‘SCHEIT FEIERN – Die steirische Festkultur!“ ist ein Veranstaltungsgütesiegel, das umweltbewusstes und traditionelles Feiern garantiert. Bei Veranstaltungen, die nach den Kriterien von „G‘SCHEIT FEIERN“ ausgerichtet sind, werden kein Wegwerfgeschirr und keine Einweggebinde, wie Getränkedosen oder PET-Flaschen eingesetzt. Mittlerweile hat sich die ÖKO-Service GmbH zur Drehscheibe für die Ausrichtung von abfallarmen Veranstaltungen entwickelt. Geschirrwaschmobil, Mehrwegbecher, Gläser, Teller, Besteck und vieles mehr können ausgeliehen werden. Mehr Informationen unter: Gscheitfeiern.at oder per Presselink.

Um zu vermeiden, dass Werbegeschenke gleich wieder im Abfall landen, müssen diese für die Beschenkten einen Nutzen haben. Daher sollte darauf geachtet werden, dass Werbegeschenke keine Wegwerfprodukte sind, aus unbedenklichen Materialien bestehen und aus der Region kommen. Viele Einrichtungen verwenden bereits regionale Produkte, wie z.B. Kürbiskernöl, Honig oder Marmeladen, die – mit ihrem jeweiligen Logo versehen – als nachhaltige Give-Aways dienen. Mehr Informationen unter: Umweltberatung.at oder per Presselink.

Seit August 2020 existiert ein Leitfaden für die Organisation nachhaltiger Veranstaltungen. Das Dokument enthält Empfehlungen und praktische Hinweise zu den wichtigsten Handlungsfeldern bei der Vorbereitung von Veranstaltungen auf verschiedensten Gebieten. Somit kann es Organisator:innen als Kompass und Grundlage für eine umweltgerechte und sozial verträgliche Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen dienen. Zum Download des Leitfadens gelangen Sie über das Umweltbundesamt oder das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.

Das Universitätsklinikum Bonn hat ein vielschichtiges Entsorgungsmanagement. Abfallmanager Michael Schmitz spart mit einem digitalen Entsorgungskonzept ca. 100.000€ pro Jahr an Entsorgungskosten und ermöglicht zudem für hochwertige, chirurgische Einweginstrumente eine Recyclingoption.

Materialien und Link-Tipps

Ihre Projekte

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Ansprechpartner:in

Dr. med. Anne Hübner

Ihre Ansprechpartnerin für das Thema Abfall und Recycling

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