Handlungsfelder für klimafreundliche Gesundheitseinrichtungen

Handlungsfeld Wasser

„Die Welt ist voll von Leuten, die Wasser predigen und Wein trinken.“

(Giovanni Guareschi, Journalist, 1908-1968)

Warum ist das Handlungsfeld Wasser wichtig?

Global: Der Zugang zu sauberem Wasser ist weltweit für viele Menschen zu einem existenziellen Problem geworden. In deutschen Privathaushalten wird heutzutage das dreifache an Trinkwasser verbraucht als es 1960 der Fall war. Obwohl Wasser global reichlich vorhanden scheint, ist es bezüglich seiner zuverlässigen Verfügbarkeit und Qualität ungleich verteilt. So führen die ausgeprägten und zunehmenden Dürreperioden im südlichen Afrika dazu, dass in Metropolen, wie Kapstadt, Kliniken über einen längeren Zeitraum mit minimalen Wassermengen von 50 l pro Patient:in und Tag auskommen müssen. Verstärkt wird dieses Problem durch die klimabedingte Landflucht der Menschen in Ballungszentren wie São Paulo, Mexiko Stadt und Mumbai (früher Bombay), die zu den ca. 30 Mega-Städten der Erde gehören. Der Trend der Urbanisierung setzt sich ungebremst fort und eine weitere Zunahme in den kommenden Jahren ist zu erwarten.

Regional: Diese globale Entwicklung beeinflusst auch die regionale Wasserversorgung, denn Deutschland ist ebenso von zunehmendem Wassermangel betroffen. Im Juni 2021 hat das BMUV (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz)  einen Entwurf für eine nationale Wasserstrategie vorgestellt. Sie soll in Deutschland natürliche Wasserreserven sichern, Vorsorge gegen Wasserknappheit leisten, Nutzungskonflikten vorbeugen sowie den Zustand der Gewässer und die Wasserqualität verbessern. Um das Ziel von klimagerechten Gesundheitseinrichtungen zu erreichen, ist es also erforderlich, die Bereitstellung und Nutzung von Wasser in den Transformationsprozess zu integrieren.

Wie viel Wasser verbraucht ein Krankenhausbett?

Durch die Klimakrise leiden bereits jetzt einige Regionen Deutschlands an Wassermangel, weshalb im Jahr 2022 insgesamt 30 Landkreise und Städte die Wasserentnahme zeitweise eingeschränkt haben. Kliniken gehören zu den großen Wasserverbraucher:innen: Einer Studie des „VDI Zentrum Ressourceneffizienz“ zufolge betrug im Jahr 2011 der Wasserverbrauch in deutschen Krankenhäusern ca. 300 bis 600 Liter pro Bett und Tag bzw. ca. 300 bis 1.000 Liter pro Patient:in und Tag. Damit beläuft sich der durchschnittliche tägliche Wasserverbrauch pro Patient:in in Krankenhäusern (Pdf-Datei) auf das dreifache einer Person im privaten Haushalt. Hierbei fließt ein erheblicher Teil des Wassers durch Toilettenspülungen oder wird erhitzt zum Spülen der Wasserleitungen verwendet, damit sich gesundheitsschädliche Bakterien (vor allem Legionellen) nicht ausbreiten können. Dies verursacht zudem einen großen Energiebedarf, welcher sich als Abwärme aus dem Abwasser zurückgewinnen lassen würde. Obwohl dies technisch möglich und auch wirtschaftlich ist, wird es bisher kaum umgesetzt. Das Einsparpotential bei der Wasser- und Energienutzung ist dementsprechend insgesamt sehr hoch.

Welche Herausforderungen gibt es im Handlungsfeld Wasser?

Grundsätzlich lässt sich das Handlungsfeld Wasser in mehrere Subhandlungsfelder unterteilen:

Wassergewinnung

Eine effiziente Wassersparmaßnahme stellt die Gewinnung und Nutzung bzw. Versickerung von Niederschlagswasser dar. Zudem können Gesundheitsinstitutionen in Zusammenarbeit mit den regionalen Wasserwerken Wasserkreisläufe einrichten, um ihren Wasserverbrauch nachhaltig zu senken.

Wassernutzung und -verbrauch

Die Wassernutzung und der -verbrauch sowie die Abwasserbeseitigung sind für Gesundheitseinrichtungen mit hohen Kosten- und Umweltschutzfaktoren verbunden. Das betriebliche Wassermanagement und die technische Wasseraufbereitung sollten an Hotspots wie den stationären Sanitäranlagen, im OP- und Behandlungsbereich, im Labor, in Therapiebädern, in der Wäscherei und in der Küche ansetzen. Das Spektrum der dafür notwendigen Maßnahmen reicht vom bewussten Umgang mit Trinkwasser in den Gebäuden und Außenanlagen über die Vermeidung von Leckagen bis hin zum Einsatz moderner Technik, die ein sparsames Nutzverhalten ermöglicht.

Wasserverschmutzung

Das betriebliche Wassermanagement muss zudem Maßnahmen inkludieren, die eine Abwasserbelastung durch gesundheitsgefährdende Stoffe wie Mikroplastik, Mikroschadstoffe und Medikamentenrückstände verhindern. Letztere stellen aufgrund unsachgemäßer Entsorgung und über den menschlichen Urin in den Wasserkreislauf gelangende Arzneimittelmetabolite ein zunehmendes Umweltproblem dar. In einer OECD-Studie von 2019 wurden im Umfeld von Gesundheitseinrichtungen über 150 Wirkstoffe von Arzneimitteln im Grundwasser nachgewiesen. In dieser Studie wies Deutschland neben den USA, Frankreich, Spanien und Großbritannien die höchsten Belastungen auf. Wie in einem Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung für den Bundestag 2019 festgestellt wurde, sind 30 Prozent der Medikamente, die im Trinkwasser und in Gewässern erscheinen, für die Umwelt giftig.

Womit kann ich direkt anfangen?

Einfache Maßnahmen zum klima- und umweltschonenden Umgang mit der Ressource Wasser:

  • Installation von Systemen zur Durchflussbegrenzung (wassersparende Duschköpfe und Perlatoren)
  • Prüfung der Möglichkeit von Wiederverwendung von Wasser (Wasser-Recycling) z. B.
    • Grauwasseranlagen und Regenwassernutzung: Die Grauwassernutzung ist, wie die Regenwassernutzung, eine geeignete Technologie, um den Trinkwasserverbrauch in Gebäuden zu reduzieren und damit einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten sowie die Kosten für den Wasserverbrauch zu senken. Des Weiteren wird durch die Wiederverwendung von Grauwasser, aufgrund der Doppelnutzung des Trinkwassers, weniger Abwasser produziert, woraus sich weitere ökologische und ökonomische Vorteile ergeben. Grauwasser und Regenwasser können z. B. für Toilettenspülungen genutzt werden.
  • Installation wasserfreier Urinale
  • Entsiegelung asphaltierter Flächen sowie Verwendung wasserdurchlässiger Steine für notwendigerweise befestigten Untergrund
  • Optimierung des Bewässerungsmanagements im Außenbereich durch wasserbindende Bodenbeläge, Regenwassernutzung und Anpassung der Bewässerungszeiten
  • Bewusstsein schaffen! Sensibilisierung der Mitarbeitenden für die Bedeutung von Wassereinsparung und Ermutigung, aktiv dazu beizutragen: Informieren Sie sie über die Auswirkungen von Wasserknappheit und den Möglichkeiten, wie jede:r einzelne dazu beitragen kann, Wasser zu sparen.

Weitere Schritte

  • Durchführung eines Wasser-Audits: Untersuchen Sie den aktuellen Wasserverbrauch Ihres Betriebs, identifizieren Sie potenzielle Einsparungsmöglichkeiten und setzen Sie klare Ziele in einem Wassereinsparungsprogramm!
  • Überwachung und Benchmarking: Implementieren Sie ein System zur Überwachung des Wasserverbrauchs in Ihrem Betrieb. Verfolgen Sie regelmäßig die Wasserrechnungen und vergleichen Sie den Verbrauch mit anderen ähnlichen Betrieben, um Leistungskennzahlen festzulegen und Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren!
  • Lecksuche und Reparatur: Überprüfen Sie regelmäßig alle Wasserleitungen, Armaturen und Toiletten auf Undichtigkeiten! Lecks können zu erheblichem Wasserverlust führen, der vermieden werden kann.

Best Practice Beispiele

Nutzung stillgelegter Heizöltanks – Evangelisches Krankenhaus Hubertus Berlin

Nutzung stillgelegter Heizöltanks als Zisterne für Nutzwasser: Dadurch können jährlich rund 1 Million Liter Frischwasser eingespart werden. Ausführliche Berichterstattung über die Website des BUND und das Health & Care-Management Magazin

Wassersparen bei der Klospülung – LWL-Kliniken Münster und Lengerich

Kleiner Eingriff, große Wirkung! Um großflächig Wasser einzusparen, wurde in den Toilettenspülungen der Verwaltungsgebäude der Sparmodus aktiviert. Der Wasserverbrauch pro Spülung konnte so von knapp 9 l pro Spülgang auf 3-6 l reduziert werden. Weiterführende Informationen in der KLIK-Datenbank.

Materialien und Link-Tipps

  • Zu den Grundlagen des betrieblichen Wassermanagements gehört die Wasserrahmenrichtlinie des Umweltbundesamts. Hier finden Sie auch eine Übersicht über nachhaltige Wasserwirtschaft.
  • Weitere Wassereinsparmöglichkeiten bestehen bei der Auswahl von Lebensmitteln für die Speiseversorgung Ihrer Patient:innen und Mitarbeitenden, siehe Handlungsfeld „Ernährung„. Das Global Green & Healthy Hospital Netzwerk stellt ein kostenloses Water Guidance Document zur Verfügung.

Ihre Projekte

Haben Sie zusätzliche Vorschläge, Kommentare oder gute Best-Practice-Beispiele?

Wir freuen uns über Ihre Anregungen, um unsere Arbeitsbereiche kontinuierlich zu optimieren. Kontaktieren Sie uns hierzu gerne unter info@klimeg.de.

Ansprechpartner:in

Dr. med. Anne Hübner

Ihre Ansprechpartnerin für das Thema Wasser

info@klimeg.de